Vor dem Theater

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Ich gehe wieder ein Mal zum Theater. Von draußen kann man in das Café schauen. Leider scheint da heute wieder nichts los zu sein. Daher frage ich den Pförtner, ob er Lust hat teilzunehmen. Hat er leider nicht wirklich, meint aber, dass ich doch einfach mal unten schauen soll. Dort ist es jedoch leer. Es gibt aber noch einen Raucherraum. Ich trete ein und logischerweise schauen mich alle an. Es sieht aber nicht so aus, als wäre ein 50jähriger anwesend. „Hi! Ihr seid doch bestimmt alle kulturinteressiert. Ich suche einen 50jährigen!“. Alle lachen. Ich schaue rüber zu dem einzigen, der in Frage kommen könnte. „Mich brauchsche gar nit anzugucke, Freundsche“ entgegnet der. „Also es geht um folgendes …“, erkläre ich kurz der Menge um was es geht und da meldet sich ein Typ, der mir vorher noch gar nicht so recht aufgefallen ist. Mit seinem langen Haar wirkt er auch viel jünger, aber er sagt, er wäre über 50. Leider ist er heute nach eigener Aussage nicht so recht in Stimmung. Wir sollen uns aber am nächsten Tag treffen, weil er noch einige Ideen im Hinterkopf hat und einen Photographen dafür braucht. Na klar, da bin ich doch mal gespannt, was er da vor hat.

Ich gehe wieder zu dem Pförtner und möchte ihn überzeugen. Mittlerweile ist es auch schon 23 Uhr und ich habe nur noch eine Stunde Zeit. Dem Pförtner scheint es immer noch unangenehm zu sein und er wählt eine Ablenkungsstrategie: „Da draußen ist noch ein Kollege von mir. Der würde super passen. Der hat so ein richtiges Gesicht!“. Von dem Security hat mir meine Schwester schon vorgeschwärmt, da er so nett und lustig ist. Ich gehe um das Theater herum und sehe schon jemanden im Auto sitzen. Ich klopfe an die Scheibe und merke sofort, dass er genau der Richtige ist. Er macht unmittelbar einen unglaublich netten Eindruck, lacht und möchte sehr gerne an der Portrait Serie teilnehmen. Wir machen eine kleine Tour um das Theater und er erzählt von seinem Job, den Teeniekids, die größtenteils alle sehr nett sind, die er aber manchmal ein bisschen bremsen muss. Er schafft es bestimmt durch seine nette Art, der meines Erachtens coolste Security überhaupt zu sein. Nebenbei ist er noch bei der Reserve der Marine und dort das Pendant eines Majors – das klingt ziemlich hochrangig. Wir stellen uns vor eine Laterne um Licht in sein Gesicht zu bekommen und das Theater im Hintergrund zu haben. Dazu zündet er noch sein Pfeifchen an und das Bild ist sehr schnell so, wie es meiner Vorstellung entspricht. Ihm gefällt es auch sehr gut. Er freut und bedankt sich und ich kann los ins Nachtleben.

Lektion gelernt: Wenn jemand gerade keine Lust auf ein Photo hat, einen Ausweichtermin abmachen.

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