Heute ist einer dieser Tage an denen ich am liebsten das Photo verschieben würde. Ich war den ganzen Tag beschäftigt und am Abend haben wir Besuch. Dennoch muss ich noch nach draußen und jemanden zum photographieren finden – eine Verabredung habe ich auch nicht. Da bietet sich de Christkindlmarkt an. Da gibt es doch bestimmt den ein oder anderen Verkäufer von Glühweinbonbons oder handgemachten Holzspielzeug, der sich gerne ablichten lässt. Am Markt angekommen, bemerke ich jedoch durch messerscharfte Kombinierskills, dass es wohl schon etwas zu spät sein könnte. Alle Buden sind bereits dicht! Das heißt es beginnt wieder eine gänzlich freie Ansprechrunde. Es gilt jemanden zu finden, der aus der Masse hervorsticht!
Recht schnell tut sich da sogar schon jemand auf: Ein Herr in Begleitung von zwei Damen geht an uns vorbei. Auf dem Kopf, die typische Fanzosekapp, dann eine Nickelbrille und ein d’Artagnon-mäßiger Bart, der seinesgleichen sucht. Ich laufe hinterher und ein Stück mit Ihnen und komplimentiere standesgemäß für seinen Style. Wir gehen ein Stück weiter und ich erkläre mein Vorhaben. Bei 50+ fangen seine zwei Begleiterinnen lauthals an zu lachen. Ich hoffe das schreckt ihn nicht ab. Naja, da er ja eigentlich nicht gerne photographiert wird lehnt er höflich ab. An diesem Punkt wäre ich in der Anfangsphase abgesprungen und hätte mich weiter umgeschaut. Doch jetzt probiere ich ihn zu überzeugen, denn ich möchte ihn wirklich in der Portrait Serie dabei haben. „Okay, wie wäre es, wenn wir einfach ein Photo machen und falls es Ihnen nicht gefällt, lassen wir es einfach sein?“. „Na gut, für ein Photo mache ich mit.“. Ich suche eine Lichtquelle. Auf dem Weg zu dem Schauffenster, das vielversprechendes Licht ausstrahlt, erzählt er mir, dass er selbst früher sehr viel mit einer Leica in Schwarzweiß photographiert hat. Daher scheint er dann doch interessiert und bereit zu sein. Beim finalen Photo kommt er leider ein gutes Stück ernster rüber als im persönlichen Gespräch. Hätten wir noch mehr Zeit gehabt, hätte sich das bestimmt gebessert. Das ist eben Teil dieser Photo Competition. Da er fast ausschließlich auf Schwarzweiß steht, habe ich die Farben größtenteils für ihn desaturiert.
Lektion gelernt: Es lohnt sich immer aus dem Haus zu gehen!