Ich liebe diese Serie aus drei Gründen. Zuerst einmal weil ich gezwungen bin jeden Tag rauszuziehen um jemanden zu photographieren. Das geht einher mit dem Kennenlernen von vielen neuen, interessanten und meist liebenswerten Persönlichkeiten, an denen ich sonst einfach vorbeigelaufen wäre und die ich vielleicht niemals getroffen hätte. Letztendlich führen mich diese Leute manchmal an Orte, die ich vorher noch nie gesehen habe oder von denen ich mir noch gar nicht recht bewusst war. Heute kommen wieder einmal alle drei Faktoren zusammen.
Mit einer Freundin gehen wir in der Mittagspause in eine Ausstellung in der Stadtgalerie. Dort treffe ich einen Photographen, der als Designer im Historischen Museum arbeitet – oder sollte man es umgekehrt sagen? Wir verstehen uns direkt sehr gut und essen zusammen Pfannekuchen – Essen verbindet. Er kennt meine Portrait Serie bereits. Zufällig ist er gestern 50 geworden. Daher stellt sich nicht die Frage, ob ich ihn gerade portraitieren würde und er ist somit der jüngste Protagonist in dieser Serie. Da er wieder zur Arbeit muss, machen wir ab, dass wir uns nachmittags am „Hysterischen Museum“ treffen 😉 Dort holt er mich ab. Er hat schon eine Location im Kopf. Also gehen wir zusammen hinunter in den alten Schlossgraben (!). Ich bin gelinde gesagt total geflashed! Der Anblick ist unfassbar unerwartet – oder sollte man es umgekehrt sagen? Die alten Überreste der ersten Schlossmauer sind im Original in etwa 10m hohen Räumen zu sehen, toll in Szene gesetzt durch das Farbenspiel unterschiedlicher LEDs. Wir machen eine kleine Tour und ich entscheide mich ein Notfalllicht von der Decke als Fülllicht zu benutzen. Also platzieren wir ihn direkt darunter. Das Licht ist ziemlich dimm, also pushe ich den ISO soweit es geht, öffne die Blende und gehe mit der Belichtungszeit soweit rauf, dass ich wirklich still halten muss.
Lektion gelernt: Nach Möglichkeit die Portraitierten selbst entscheiden lassen, wo sie photographiert werden möchten.