Auto Light Painting I

Behind the Scenes Leave a Comment

Mein Kumpel, Nils, und ich wollen schon länger gemeinsam Photos machen. Wir beschlossen ein paar Flitzer abzulichten. Jacob, ein befreundeter Photograph aus München, hat vor einiger Zeit einen Roadster mit einer Leuchtstoffröhre ausgeleuchtet. Das wollten wir auch probieren. Darüberhinaus gab es hierzu vor kurzem einen Film bei Foto TV.

Idee:

Ein Auto mit einer Leuchtstoffröhre beleuchten. Photos von verschiedenen Teilen des Autos machen und diese zu einem Gesamtbild zusammenfügen.

Equipment:

  • Leuchtstoffröhre
  • Autobatterie
  • Spannungswandler
  • Mehrfachsteckdosen
  • Verlängerungskabel
  • Taschenlampen
  • Kamera (Canon 5d Mark II mit 50mm f.1,4 Objektiv)
  • Stativ
  • Kabelfernbedienung

Da wir beide völlig unerfahren auf diesem Gebiet sind, haben wir einige Fehler gemacht, aus denen gerne gelernt werden darf (siehe gelernte Lektionen)!

Umsetzung:

Als Testauto nutzen wir Nils weißes 1er BMW Coupé. Jetzt gilt es eine Location zu finden. Wir fahren zu den Saarterassen, lassen an einer Tankstelle das Auto schnell kurz abwaschen und suchen uns einen Spot. In dem IT Park gibt es Satelitenschüsseln, die als Hintergrund recht gut geeignet sind. Nach einigem Hin- und Herfahren, beschließen wir die finalen Positionen von Auto und Kamera und den Bildausschnitt. Die Kamera befindet sich jetzt fest auf dem Stativ. Um sämtliche Bewegungen und Schwingungen der Kamera zu vermeiden, schließe ich die Kabelfernbedienung an. So möchte ich zum einen Bewegungsunschärfe bei zweisekündiger Belichtung vermeiden. Zum anderen werden sämtliche Bilder später zu einer Collage zusammengestitched, kommt es hier zu kleinen Perspektivwechseln, ist das Stitchen besonders schwer bis unmöglich.

Dann machen wir das erste Bild mit extra langer Belichtungszeit. 30 Sekunden bei Blende 20 um einen maximalen Schärfebereich zu zu erfassen. Es dient als Grundlage und soll den Hintergrund wiedergeben. Während ich die Kamera eingestellt habe, hat Nils die Autobatterie mit der Leuchte verbunden. Es kann los gehen! Da die Röhre nicht genug Power hat, einigen wir uns auf folgende Einstellungen: Belichtungszeit von zwei Sekunden bei Blende 11, ISO 100. Das Umgebungslicht ist wahrscheinlich noch zu hell und wir müssen die Leuchte sehr nah an’s Auto halten. Es folgen sämtliche Bilder von verschiedenen Teilen des Autos:

Der Vorgang ist ziemlich mühsam und langwierig. Ein großes Problem besteht darin, dass man sich selbst im Weg steht, sprich zwischen Kamera und Auto. Vor allem auf der, aus der Sicht der Kamera, linken Seite. Da unsere Lichtquelle dort zwischen Auto und Kamera befindet und direkt erfasst wird, müssen wir diese Seite in viele Teilabschnitte einteilen und nacheinander beleuchten. Ähnlich ist es bei der Front: Ursprünglich war geplant, die Röhre in Richtung der Front zu halten und dann ganz einfach entlang der Motorhaube laufen um sie anzustrahlen. Das geht natürlich nicht wenn Licht direkt in die Kamera fällt. Daher beleuchten wir die Front an vier Stellen von links nach rechts und fügen diese Photos später zusammen.

So verfahren wir mit dem Rest des Autos. „Los! Und Stop! Looos! Und Stop! …“. Wir haben ursprünglich verschiedene Ansichten geplant, jedoch nicht mit dem enormen Aufwand einer einzigen gerechnet. Da die Temperatur darüberhinaus ca. -5°C beträgt, sind wir froh, als wir endlich das letzte Bild aus dieser Perspektive im Kasten haben und flüchten aus der Kälte.

Post:

Zuhause werden die Ebenen zusammengefügt. Eine schnelle Anpassung erfolgt in Lightroom. Dann öffne ich jedes Bild einzeln und füge es dem Hauptbild hinzu. Letztendlich wird es 90 Ebenen haben! Jetzt werden die Ebenen so maskiert, dass lediglich die beleuchteten Teile aktiv sind. So bekommt man aus den einzelnen Teilen ein komplett beleuchtetes Auto. Die nächsten Schritte umfassen Retouche, Anpassungen, Freistellen und Schärfen. Das Gesamtbild sieht dann nach einigen Stunden so aus:

Es war eine Menge Arbeit! Leider ist das Ergebnis nicht sehr zufriedenstellend. Das Licht wirkt unnatürlich. Die Flächen sind fleckig. Das Gesamtbild sieht einfach nicht so gut aus, wie es sollte. Das ist okay für das erste Mal. Wir haben viel gelernt und wollen in Zukunft deutlich bessere Photos machen!

Gelernte Lektionen:

Licht vorher bestimmen: Bei dem Gesamtbild fällt das Licht relativ gleichmäßig von allen Seiten auf das Auto. Das ist unnatürlich und uninteressant, denn vor allem Schatten lassen ein Lichtsituation spannend wirken. Da nächste Mal machen wir uns vorher Gedanken und überlegen, was im Schatten und was im Licht erscheinen soll.

Größere Leuchtstoffröhre nutzen: Unsere Lichtquelle war einfach zu klein und nicht hell genug. Folglich muss man sehr nah am Auto stehen und leuchtet zu wenig aus.

Lichtquelle abschirmen: Um die Seite und die Front in einem Durchgang zu belichten muss die Leuchtstoffröhre so abgeschirmt sein, dass sie nur das Auto aufhellt und nicht direkt in die Kamera leuchtet.

Umgebungslicht minimieren: Um die Leistung der Röhre optimal zu nutzen, sollte möglichst wenig Licht aus der Umgebung auf das Auto fallen.

Shotliste führen: Zumindest im Kopf sollte klar sein, welche Photos gemacht werden sollen. Letztendlich haben wir das Umgebungsbild vergessen und mussten uns mit einer Notlösung begnügen.

Besserer Post-Workflow: Die Bilder nicht einzeln in PS öffnen. Einfach wie folgt vorgehen: In Lightroom alle Bilder auswählen. Rechtsclick. „Bearbeiten in“. „Als Ebenen in Photoshop öffen“.

Schreibe einen Kommentar